Oder: Warum es wichtig ist, alte Familienrezepte aufzuschreiben
Meine Oma hat früher kilometerweise Bleche voller Apfelkuchen gebacken. Mit ganz viel Streusel drauf. Nun, Anfang Juli, hatte meine geliebte Oma ihren 15. Todestag. Ihr zu Ehren habe ich mich an genau diesem Apfelkuchen ausprobiert. Ja, probiert. Denn es existiert kein aufgeschriebenes Rezept darüber. Also fragte ich meine Mama, wie diese Apfelmasse denn nun genau gemacht wird. Alles was ich wusste war, dass meine Oma immer Boskoop-Äpfel benutzt hat.
Grrr, Boskoop. Schon allein bei dem Gedanken an diese Apfelsorte bekomme ich Gänsehaut. Ich weiß, dass es die idealste aller Apfelsorten in der Backstube ist – sauer und trocken. Der beste Bratapfel überhaupt. Doch Ihr müsst wissen, dass ich bei Äpfel und Birnen generell Gänsehaut und Zahnschmerzen bekomme, wenn ich nur daran denke, in die Schale beißen zu müssen. Ja, ich könnte sie schälen, aber das Messer an der Schale – es geht nur mit Überwindung. Ich weiß nicht wieso. Seit ich ca. 20 Jahre alt bin, dauert diese Macke schon an, und ich wünschte, sie würde verschwinden. Gerne würde ich mal genüsslich in einen Apfel oder auch in eine Birne beißen, doch selbst jetzt beim Schreiben -> Gänsehaut und leichte Zahnschmerzen. Meine Mama muss schon jedes Mal lachen, aber da sie die weltbeste Mama ist, nimmt sie sich ein Messer und schält mir Birne und Apfel.
Rezept (er)finden
Genug geoutet, zurück zum Apfelkuchen. Okay, Boskoop wussten wir. Schälen, fein reiben und dann soviel Zucker zugeben, bis es ein Gleichgewicht an Säure und Süß gibt. Das nenne ich doch mal genaue Mengenangaben. Das fängt schon damit an, dass keiner weiß, wie viele Äpfel man ungefähr für ein Blech braucht. Daher habe ich diesen Blechkuchen einfach minimiert und eine eckige 26er Form genommen. Und das nächste Problem: Wo sollte ich im Juli Boskoop herbekommen? Das ist ein Winterapfel. Bleibt mir nur noch, den wunderbar giftgrünen Granny Smith zu nehmen. Weiteres Problem: Der ist zwar sauer, aber sehr saftig. Also nicht vergessen, den Saft abzugießen. Und weil es gar nicht genug Probleme geben kann: Ich weiß nicht, ob meine Oma ihren Hefeteig mit oder ohne Ei gemacht hat. Ich habe mich gegen das Ei entschieden. Und ich habe aus Ermangelung an Frischhefe heute mal Trockenhefe benutzt.
Fazit: Uns hat es geschmeckt. Auch wenn es auf den Bildern irgendwie trocken aussieht, aber der Hefeteig ist locker und leicht. Auch der Granny Smith hatte eine wunderbare Balance mit dem Zucker gefunden. Und sobald ich Boskoop-Äpfel bekomme, wird dieser Kuchen wieder gemacht. Dann auf einem großen Blech und mit Hefeteig aus frischer Hefe.
Zutaten für eine 26er Kuchenform
Hefeteig
250 g Mehl
125 ml warme Milch
50 g weiche Butter
60 g Zucker
1 Pck Trockenhefe
1 Prise Salz
Apfelmasse
400 g (~4 Stück) fein geriebener Granny Smith, ideal: Boskoop
100 g Zucker
20 g brauner Rohrohrzucker
1 Prise Salz
Streusel
100 g Mehl
55 g Butter
55 g Zucker
Zubereitung Hefeteig
Da es sich um einen Hefeteig aus Trockenhefe handelt, braucht es den Vorteig nicht.
- Das Mehl mit dem Salz in eine Schüssel geben, in der Mitte eine Mulde machen und da die warme Milche mit dem Zucker und der Trockenhefe rein tun.
- Mit dem Knethaken des Handrührers/Küchenmaschine auf niedriger Stufe oder mit den Händen alles vorsichtig vermischen.
- Die geschmolzene Butter (keine heiße Butter) von Anfang an während des Knetrührens dazu geben und solange kneten, bis alles gut zu einem glatten Teig vermengt wurde.
- Den Teig in eine Schüssel geben, abdecken und an einem warmen Ort geben, bis sich der Teig mindestens verdoppelt hat.
Zubereitung Streusel/h3>
- Mehl, Butter und Zucker zu einem glatten Teig kneten.
- Mit Frischhaltefolie umwickeln und bis zur weiteren Verwendung an einem kühlen Ort aufbewahren
Zubereitung Apfelmasse
- Die Äpfel schälen und mit einer Reibe fein reiben. Ja, die Apfelmasse wird bräunlich. Das ist nicht schlimm. Würde sie spätestens im Ofen auch.
- Zu der geriebenen Apfelmasse den Zucker und Rohrohrzucker, sowie die Prise Salz geben.
- Am besten abschmecken. Es sollte eine gleichmäßige Balance von Sauer und Süß sein.
Zubereitung Apfelkuchen
- Den Backofen auf 175°C vorheizen.
- Den Teig für die Streusel nun so durch die Hände „kneten“, dass lauter Streusel entstehen.
- Den aufgegangenen Hefeteig noch einmal durchkneten noch einmal kurz durchkneten. Achtung: Nicht zu lange und kräftig, es soll noch Luft im Teig bleiben.
- Nun den Hefeteig in der gefetteten Form (ja, ich fette es vorsichtshalber ein, bei beschichteten Formen und Hefeteig aber eigentlich nicht nötig) verteilen. Der Hefeboden sollte nicht höher als 1cm sein.
- Den Saft von der Apfelmasse abgießen (aber nicht ausdrücken) und die Masse auf den Teig verteilen. Auch am Rand. Den Saft könnt Ihr trinken.
- Nun die Streusel gleichmäßig auf die Apfelmasse verteilen.
- Die Form möglichst mittig in den vorgeheizten Backofen geben und solange backen, bis die Streusel Farbe bekommen. Bei Bedarf die letzten 5 Minuten auf Oberhitze schalten.
- Nach ca. 25-30 Minuten aus dem Ofen nehmen und etwas abkühlen lassen.
- Am besten mit geschlagener Sahne genießen.

Ich bin sehr froh, dass der Kuchen mich trotz meiner Variationen (Granny Smith und Rohrohrzucker) unheimlich dolle an den Blechkuchen meiner Oma erinnerte. An diesen Kuchen hängen so viele Kindheitserinnerungen. Und welche das sind, erzähle ich Euch ein andermal 😉
Bis später, Franzi

6 Comments
Ja, Zucker ist viel zu viel, aber kann man ja easy reduzieren. Ich hatte Pinova Äpfel, die hätten eigentlich gar keinen Zucker gebraucht.
Ansonsten tolles Rezept!
Geht auch gut mit Hefeteig aus dem Kühlregal ;-))
Den Zucker in der Apfelmasse sollte man eh an den zu benutzenden Apfel anpassen: Wer sehr süße Äpfel nutzt, nimmt sehr viel weniger Zucker, aber setzt dann noch etwas (Zitronen)Säure ran. Sowohl Zucker als auch Säure ist wichtig.
Man kann auch Rohrohrzucker nehmen, das gibt noch eine schöne Karamellnote. Mit Honig will ich es mal probieren… Im Grunde, ist es egal, woher der Zucker kommt, solange nicht mit Süßstoff gearbeitet wird 🙂
Und Ja, fertiger Hefeteig geht immer gut, wenn es schnell gehen soll 🙂
Erst skeptisch. Ergebnis hat überzeugt! Vollends!
Beim nächsten Mal nehme ich zu den Äpfeln weniger Zucker und mehr Zitronensaft…. und auch den Teig werde ich mal mit etwas weniger Zucker ausprobieren.
gleichwohl: tolles Rezept, und sehr einfach zu machen.!
Danke 🙂 Das ist das Schöne an dem Rezept: Es ist wunderbar variabel. Und je nachdem, welche Apfelsorte man nimmt und wie der eigene Geschmack ist, sollte der Zuckergehalt angepasst werden.
Ein toller Kuchen! Apfelkuchen war bei uns auch schon immer ein Klassiker 🙂
So ein Stück würde ich gerne jetzt von Deinem probieren!
Vielen Dank, liebe Sandra.
Ja, Apfelkuchen geht irgendwie immer 🙂